Was macht eine krisenfeste Organisationskultur aus?

Oft zeigt sich erst in Krisenzeiten, was für eine Organisationskultur in Firmen wirklich gelebt wird. Denn wenn es unruhig wird, werden Menschen schneller emotional, sie werden unsicher und automatisch entstehen Konflikte, die vorher weniger Bedeutung hatten. In diesen Momenten ist es gerade wichtig, dass Menschen zusammen halten, gemeinsam Lösungen finden und Organisationen auf Herausforderungen von außen schnell Antworten finden. Eine solche krisenfeste Organisationskultur kann einen deutlichen Wettbewerbsvorteil darstellen.

Aber manchmal zeigt es sich erst zu spät, welche Organisationskultur im Unternehmen tatsächlich gelebt wird. Dann ist es oft schon zu spät, um Kulturimpulse zu setzen, denn die brauchen eine gewisse Zeit. Kultur lässt sich am besten Schritt für Schritt verändern. Daher macht es Sinn, die eigene Kultur rechtzeitig auf ihre Krisenfestigkeit zu überprüfen.

Aber woran kann man erkennen, dass eine Kultur nicht krisenfest ist?

Es gibt verschiedene Anzeichen, die darauf hindeuten, dass die Organisationskultur nicht krisenfest ist. Hier sind einige wichtige Punkte, auf die du achten kannst:

  1. Mangel an Anpassungsfähigkeit: Wenn ein Unternehmen Schwierigkeiten hat, sich an Veränderungen anzupassen oder Innovationen zu implementieren, kann dies ein Zeichen für mangelnde Krisenfestigkeit sein.

  2. Kommunikationsprobleme: Eine krisenfeste Kultur zeichnet sich durch offene und transparente Kommunikation aus. Fehlt diese, können Informationen während einer Krise nicht effektiv kommuniziert werden, was die Situation verschärfen kann.

  3. Führungskräfte reagieren defensiv oder verneinend auf Feedback: Wenn die Leitungsebene nicht bereit ist, konstruktive Kritik anzunehmen, kann dies darauf hinweisen, dass das Unternehmen nicht gut auf Krisen reagieren wird.

  4. Niedriges Engagement der Mitarbeitenden: Eine hohe Mitarbeiterfluktuation oder allgemeines Desinteresse an der Arbeit können Zeichen für eine schwache Organisationskultur sein.

  5. Fehlende Unterstützungsmechanismen: Wenn es an systematischer Unterstützung in Stressphasen fehlt, beispielsweise durch Mentoring oder Peer-Support, ist das ein schlechtes Zeichen für die Krisenfestigkeit.

  6. Übermäßiger Individualismus: Während Eigenverantwortung wichtig ist, braucht es in Krisenzeiten ein starkes Gemeinschaftsgefühl. Ein „Jeder für sich“-Ansatz ist kontraproduktiv.

  7. Risikoaversion: Eine Kultur, die Fehler nicht zulässt und experimentelles Denken vermeidet, kann in Krisenzeiten zur Bruchstelle werden.

  8. Schlecht definierte, bzw. unklar vorgelebte Werte und Ziele: Fehlen klare Werte und gemeinsame Ziele, können sich Mitarbeitende in Krisenzeiten nicht orientieren und zusammenhalten.

  9. Mangelnde Empathie und Unterstützung für Mitarbeitende: Fehlt es an Empathie und humanen Arbeitsbedingungen, kann dies zu Motivationsproblemen und letztendlich zu einer Verschärfung von Krisen führen.

  10. Nicht nachhaltige Arbeitspraktiken: Wenn Ihre Firma kurzfristige Erfolge über langfristige Stabilität und Nachhaltigkeit stellt, kann es in Krisenzeiten schnell zu Problemen kommen.

  11. Keine Lernkultur: Wenn aus Fehlern nicht gelernt und Verbesserungen nicht umgesetzt werden, ist das Unternehmen schlecht auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet.

  12. Übermäßiger Druck und Stress: Sind Druck und Stress bereits im Normalbetrieb hoch, ist dies ein Warnsignal. In Krisen können solche Bedingungen zu Burnouts und Leistungseinbußen führen.

Wenn Sie mehrere dieser Anzeichen in Ihrer Firma beobachten, könnte dies bedeuten, dass die Kultur des Unternehmens nicht krisenfest ist und möglicherweise überarbeitet werden sollte, um Zukunftsfähigkeit und Widerstandsfähigkeit zu gewährleisten.

Was macht eine krisenfeste Organisationskultur aus?

Unter einer resilienten, krisensicheren Organisationskultur verstehe ich die Fähigkeit eines Unternehmens, auf Herausforderungen und unerwartete Ereignisse effektiv zu reagieren und sich davon zu erholen. Mit Blick auf die Krisenbewältigung spielen aus meiner Sicht die folgenden fünf Kriterien eine entscheidende Rolle:

  1. Adaptive Führung: Führungskräfte in einer resilienten Organisationskultur zeichnen sich durch Anpassungsfähigkeit und emotionale Intelligenz aus. Sie können das Unternehmen durch unsichere Zeiten lotsen, indem sie eine klare Vision kommunizieren und Mitarbeiter dazu motivieren, sich für das gemeinsame Ziel einzusetzen. Sie agieren als Vorbilder in der Bereitschaft zur Anpassung und zeigen Flexibilität im Umgang mit sich verändernden Umständen.

  2. Kommunikationstransparenz: In einer krisenfesten Kultur ist offene und transparente Kommunikation essenziell. Dies führt dazu, dass Mitarbeiter sich informiert fühlen und in der Lage sind, auf Basis aktueller Informationen zu handeln. Klare Kommunikation vermindert Gerüchte und Unsicherheiten und schafft ein Gefühl der Gemeinsamkeit und des Vertrauens, was in Krisenzeiten äußerst wertvoll ist.

  3. Lern- und Entwicklungsbereitschaft: Eine krisensichere Unternehmenskultur fördert das stetige Lernen und die Entwicklung der Organisation sowie ihrer Mitarbeiter. Ein solches Umfeld begreift Fehler und Herausforderungen als Chance zum Wachstum. Es schafft Rahmenbedingungen, in denen Mitarbeiter ermutigt werden, neue Ideen auszuprobieren und aus Erfahrungen zu lernen – und das kontinuierlich.

  4. Psychologische Sicherheit: Damit eine Organisationskultur krisenfest sein kann, müssen Mitarbeiter sich sicher fühlen, Ideen einzubringen und Bedenken zu äußern, ohne Angst vor negativen Konsequenzen zu haben. Diese psychologische Sicherheit ist grundlegend für innovatives Denken und eine effektive Krisenbewältigung. Mitarbeiter, die wissen, dass ihre Beiträge geschätzt werden, sind eher bereit, sich in schwierigen Zeiten zu engagieren.

  5. Agilität und Flexibilität: Ein krisenfestes Unternehmen muss agil sein. Es sollte schnelle Entscheidungsfindung und kurzfristige Strategieanpassungen ermöglichen, um auf sich ändernde Bedingungen zu reagieren. Das schließt auch die Fähigkeit ein, Prozesse umzustrukturieren, Ressourcen neu zu verteilen und schnell auf Marktentwicklungen zu reagieren. Zudem ermöglicht eine flexible Arbeitskultur, dass Mitarbeiter ihre Fähigkeiten dort einsetzen, wo sie in Krisenzeiten am meisten benötigt werden.

Zusammenfassung

Diese Kriterien sind natürlich keine statischen Eigenschaften, sondern bedingen eine kontinuierliche Anstrengung und Aufmerksamkeit, um eine starke, krisenfeste Kultur aufzubauen und zu erhalten.

Um es auf den Punkt zu bringen: wenn Organisationen es schaffen, dass in ihrer Kultur unterschiedliche Meinungen der Menschen akzeptiert werden können, und sogar als Gewinn betrachtet werden können. Dann ist es möglich, Konflikte zu besprechen, es entsteht Vertrauen eigene Ideen zu teilen, und mit dieser Sicherheit kann im Krisenfall leichter auf Unvorhergesehnes flexibel reagiert werden. Es fördert damit alle oben beschrieben 5 Kriterien.

Daher mein Tipp: schaue, wie z.B. mit der Einführung der Gewaltfreien Kommunikation eine emphatische Feedbackkultur in der Kultur integriert werden kann .

Martin Michaelis